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Griechenland.
7
läler hinziehen und hier und da kleine Ebenen sich ausbreiten. Daher war der Verkehr von einer Landschaft zur anderen oft erschwert, und vielfach führten nur Saumpfade über die Gebirgsrücken hinüber; die Folge davon ist gewesen, daß im Altertum Griechenland immer in viele kleine Staaten zerfallen ist und es keinen einheitlichen Staat dort gegeben hat. Andrerseits ist der Boden in vielen Teilen des Landes so felsig und unfruchtbar, daß man dort keinen Ackerbau, sondern nur Viehzucht treiben kann; in den Ebenen allein ist der Anbau des Bodens möglich. So ist es gekommen, daß Griechenland die wachsende Bevölkerung nicht zu ernähren vermochte und immer neue Scharen wanderlustiger Hellenen jenseit des Meeres eine neue Heimat suchten.
In diesem Lande ist der Winter regenreich und mild, der Sommer da- ®Q8 gegen heiß und regenarm, so daß die Quellen und Bäche oft versiegen und große Trockenheit herrscht. Es gedeihen der Weinstock, der Ölbaum, die Feige, ferner der Lorbeer, die Myrte und andere immergrüne Gewächse. Die Landschaft Griechenlands ist von unvergleichlicher Schönheit. Weithin reicht in der klaren Luft der Blick; hier schaut man hochragende, schöngeformte Berge, oft mit schneebedecktem Gipfel, dort das tiefblaue, an der steilen Küste brandende Meer. Und in diesem schönen Lande wohnte ein Volk von einem Schönheitssinn, wie ihn kein anderes Volk der Weltgeschichte besessen hat.
§ 9. Die Landschaften des Festlandes. Man teilt das griechische Festland in drei Teile, Nordgriechenland, Mittelgriechenland und den Peloponnes, eine Halbinsel, die ihren Namen von dem Heros Pelops trägt.
Nordgriechenland umfaßt die beiden Landschaften T h e s s a - Nordg^chen. l i en und E pi ru s , welche durch Gebirge voneinander geschieden werden.
An der Nordostecke Thessaliens erhebt sich der schneebedeckte, 3000 m hohe Olymp, der höchste Berg Griechenlands, auf dem man sich die Wohnungen der Götter dachte. Mit Mittelgriechenland wird Thessalien nur durch einen schmalen Paß verbunden, der zwischen Berg und Meer hinführt und von den warmen Quellen, die dort emporsprudelten, den Namen Thermopylen hatte. Den größten Teil Thessaliens nimmt eine getreidereiche Ebene ein.
Epirus dagegen ist ein armes, wenig fruchtbares Gebirgsland; dort lag die alte Orakelstätte D o d o n a , wo man aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus zu erforschen suchte.
Der westliche Teil Mittelgriechenlands war wie Epirus zum größeren Teil ein rauhes Gebirgsland, wo viel Viehzucht getrieben wurde, * * an wenig Städte sich vorfanden und die Bevölkerung roh von Sitten war. Der höchste Berg Mittelgriechenlands ist der Parnaß; hier lag in einem Hoch-
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Perikles und der athenische Staat.
31
Einige Jahre vorher hatte die Stadt Athen auf des Perikles Betrieb «inen neuen Schutz gegen feindliche Angriffe erhalten. Die langen Mauern waren gebaut worden, welche die Stadt einerseits mit dem Hafen Piräus, andrerseits mit der Reede Phaleron verbanden. Von nun an war es unmöglich, Athen die Zufuhr abzuschneiden und es durch eine Belagerung auszuhungern, solange nicht seine Flotte geschlagen war.
Inzwischen sanken die Städte und Inseln, welche bisher Bundes-genossen Athens gewesen waren, allmählich zu der Stellung von Untertanen steaung. herab. Die Bundeskasse war von Delos nach Athen gebracht worden und wurde dort nach der Entscheidung der Volksversammlung verbraucht. Athen stand als eine Herrscher st adt da. Es vereinigte einen großen Teil Griechenlands unter seinem Regiment, schützte ihn gegen Feinde, trat für die Sicherheit auf dem Meere ein, schirmte den Handel; aber seine Gewalt wurde oft auch als drückend empfunden.
§ 35. Das athenische Volk. Im Innern Athens dagegen herrschte ein so hohes Maß von Freiheit, wie es kaum jemals den Bürgern eines Staates zugestanden worden ist. Und dies besonders unterschied Athen von Sparta. Denn das war der Grundgedanke des Perikles, daß die Bürger nicht unter dem Drucke des Zwanges, wie in Sparta, sondern freiwillig und von selbst sich dem Vaterlande widmen, für das Vaterland sich hingeben und auch ihr Leben opfern sollten. In Athen war schon die Erziehung eine Erziehung, ganz andere und viel freiere wie in Sparta. Nicht vom Staat wurde der Knabe erzogen, sondern von Vater und Mutter. Und so hoch auch die Leibesübungen geschätzt wurden, so eifrig auch die Jünglinge in den großen Gymnasien, d. h. den mit Säulenhallen umgebenen Turnplätzen, sich im Laufen, Springen, Ringen, Werfen und im Gebrauch der Waffen übten, so wurde doch auch die geistige Bildung nicht vernachlässigt. Von einem Pädagogen, einem treuen Sklaven, geleitet, ging der Knabe zum Lehrer, der seine Schule oft unter freiem Himmel hielt. Dort lernte er Lesen, Schreiben, Rechnen; er lernte Dichterstellen auswendig, zumal Stellen aus Homer, dessen Lieder gar mancher von Anfang bis zu Ende im Gedächtnis batte; dazu trat der Unterricht im Saitenspiel und Gesang. Wer sich weiter bilden wollte, schloß sich an die Philosophen an, die in den Säulenhallen der Gymnasien umherwandelnd sich mit ihren Schülern unterredeten. Sophisten nannte man die Männer, die sich erboten, der vornehmen Jugend die Kenntnisse und die Bildung zu vermitteln, welche die neue Zeit erforderte und insbesondere der Staatsmann brauchte; sie haben durch ihre Lehren zu der Erschütterung des überlieferten Glaubens und der alten Sitte viel beigetragen.
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Oie Urzeit.
§ l. anfange -er Kultur.
M?nschh°tt 1l Die Heimat des Menschengeschlechts. Als der Ursitz des Menschengeschlechts, „die wiege der Menschheit", gilt das innere Asien.
2. anfange der Kultur, von den frühesten Entwicklungsstufen der Menschheit fehlt uns, wie schon erwähnt ist, genauere Kunde. Doch wurden besonders in höhlen, Seen und Gräbern zahlreiche Zünde gemacht, die einigen Aufschluß geben. Nach den Stoffen, aus denen die Menschen sich ihre Werkzeuge und Waffen herstellten, unterscheidet man nacheinander
Bronzezeit öiß Steinzeit, die Bronzezeit und die Eisenzeit. Der Übergang Eisenzeit von der einen zur anderen Hrt der Werkzeuge und Waffen erfolgte bei den verschiedenen Völkern zu sehr verschiedenen Seiten; noch heute bedienen sich manche Naturvölker knöcherner und steinerner Werkzeuge und Waffen. Der Mensch wußte während aller dieser Zeiträume schon Zeuer zu erzeugen und erlernte die Töpferei, das Flechten, Spinnen und weben. Allmählich erwachte sein Kunstsinn: er gab den Geweben gefällige Muster, fertigte Ketten, Ringe und Nadeln zum Schmuck und zierte das Tongeschirr mit Punkten, Strichen und Schnüren.
3. Entstehung der Staaten. Nach der Beschaffenheit der Wohnsitze, welche die Menschen einnahmen, gestaltete sich ihre Lebensweise.
5ik7und Die Bewohner rauher Gebirge lebten von der Jagd; die, welche an Hirtenvölker unwirtlichen Ufern hausten, lebten vorn Zischfang; die Steppenvölker trieben Viehzucht. Nicht wenige dieser Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker entbehrten fester Wohnsitze; sie hausten in höhlen, schlichten Hütten oder Zelten und zogen als „Nomaden“ von (Drt zu (Drt. So blieben sie mehr oder weniger roh und werden in der Geschichte nur dann erwähnt, wenn sie als zerstörende Horden den Frieden höher stehender Völker gefährdeten (Hunnen, Mongolen).
Säe 5u höherer Kultur gelangten diejenigen Völker, die sich in fruchtbaren vömer^ ^"dstrecken, in den Tälern wasserreicher Ströme oder an günstigen Meeresküsten niederließen. Sie trieben Ackerbau, Gewerbe, Schiffahrt und Handel und gründeten feste Wohnsitze, aus denen Dörfer und Städte entstanden. Je enger die Menschen zusammen wohnten, um so nötiger wurden ihnen Gesetze, durch welche sie ihr Zusammenleben regelten und Staaten sich zu geordneten Staaten verbanden. Die ältesten Staaten, die für unsere Bildung von Wichtigkeit wurden, entstanden im Morgenlande, d. H. in den Ländern vom Nil bis zum Indus.
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13. Die Inder.
vierten Kaste und in tiefster Verachtung standen die schwarzen, stumpfsinnigen Parias. In den heißen, üppigen Tälern des Indus und Ganges Sinnesart ward aus den tatkräftigen Eroberern allmählich ein schlaffes, beschauliches Volk.
2. Die Religion. Die ursprüngliche Religion der arischen Inder naturötenu war ein Naturdienst. Rm (Banges bildete sich bei ihnen die Lehre von Brahma aus, der H)eitseeie, die in den Dingen Gestalt gewinne und srahmanen-alle Dinge durchdringe (Pantheismus), von Brahma, so meinten sie, sei
eine strenge Weltordnung eingesetzt; aus ihr beruhe auch die Teilung der Inder in Kasten. Etwa 500 Jahre vor Thristi Geburt trat ein frommer Königssohn als Reformator auf, der sich Buddha nannte, d. H. „der Er-Buddhismus weckte". Er lehrte die Gleichheit aller Menschen und verwarf das Kastenwesen, Rls Ziel des Menschen bezeichnete er das Hirrv äna, d. H. das verwehen in Gott, das Hufhören jedes leidenschaftlichen Gefühles und Strebens. Buddhas Lehre hat in Gstasien weite Verbreitung gefunden, ist aber bald in Götzendienst ausgeartet.
3. Oie bildende Kunst. Die indische Baukunst schuf Tempel in Baukunst Form von Stufenpqramiden, die Pag oden genannt werden, und unterirdische Grottentempel.
4. Die Schriftwerke. Die Sprache der altindischen Schriftwerke ist
das Sanskrit, d. H. „die heilige Sprache". Diese reiche, wohlklingende Sanstmt Sprache wich ohne Zweifel wenig von der arischen Ursprache ab, aus der auch die übrigen indogermanischen Sprachen und also auch die deutsche entstanden sind *).
Das älteste und heiligste Schriftwerk der Inder sind die Vedas Schriftwerke (Veda = Wissen), Sammlungen von Hymnen, Gebeten, Sprüchen und gottesdienstlichen Vorschriften. Huch weltliche Lieder, Epen und Dramen der alten Inder sind erhalten.
5. Stellung der Frauen. Huch in Indien war die Frau dem Manne zur strengsten Unterwürfigkeit verpflichtet. Doch durften unter« die Frauen in den Gesellschaften der Männer erscheinen und außer dem rourft96e,t Hause mroerschleiert einhergehen. Die unbedingte Hingebung der Frau
an den Gatten führte später zu der gräßlichen Sitte, daß sich die Frau nach hauendem Tode ihres Mannes mit dessen Leiche auf dem Scheiterhaufen v e r -Derbrennun9 brennen ließ. Noch heute ist diese Sitte nicht völlig beseitigt.
*) Indisch pitar ----- persisch patar, lateinisch pater, deutsch Vater, englisch father.
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60
Erster Abschnitt.
musste alle Kräfte aufbieten, den gefährlichen Aufftand niederzuschmettern. Kaiser Nero schickte deshalb seinen besten Feldherrn, den Flavius Vespasianus, nach Palästina. Als dieser 69 n. Chr. zum Kaiser ausgerufen wurde, übertrug er fernem Sohne Titus den Oberbefehl über das römische Heer. Im Frühling 70 begann dieser die Belagerung Jerusalems, welches die Juden mit der größten Tapferkeit verteidigten. Doch im September desselben Jahres zog Titus über die Trümmer ein, machte den Tempel und den Rest der Stadt dem Boden gleich und führte 97 000 Juden in die Sklaverei. Damit hatte das jüdische Reich sein Ende erreicht.
§. 10. 2)te Italien (sec ocienfasiftren tmer.
Vom Anbeginn der Welt hat das weibliche Geschlecht bei allen Völkern mehr oder minder Einfluß aus den Gang der Geschichte, ouf Bildung und Sitte, aus Handel und Wandel geübt. Auch im Altertum hat es Frauen gegeben, welche durch Geist und Thatkraft, durch Leidenschaft und Liebe, durch Ausdauer und Ausopserungs-sähigkeit sich ausgezeichnet und auf den Gang der Weltbegebenheiten so eingewirkt haben, daß sie es verdienen, näher gekannt und beleuchtet zu werden.
Die Frauen im Orient. Die Frauen der orientalischen Völker, namentlich die der Babylonier, Assyrer, Meder, Perser, Phönizier teilten fast alle das gleiche Los. Sie wurden niemals als die treuen Gefährtinnen des Herrn vom Hause oder selbst als Herrinnen, sondern nur als die Untergebenen und Unselbständigen angesehen. Freilich sehlen uns viele Berichte von dem häuslichen Leben der Frauen der ältesten Vorzeit; allein wir können die unfreie Stellung und Geringschätzung der Frauen aus einzelnen Schilderungen leicht entnehmen. Bei vielen Völkern wurden sie als Sachen angesehen, gekauft und verkauft, verachtet und zurückgesetzt. Ausnahmsweise regierten einzelne begabte Frauen als mächtige Herrscherinnen über ausgedehnte Reiche, so die sagenhafte Königin Semiramis, ferner Tomyris, die siegreiche Gegnerin des Cyrus. Dagegen war die Mehrzahl der Frauen in Babylonien und Assyrien verachtet. Die daselbst herrschende Vielweiberei spricht dies ebenso aus, wie die allgemein verbreitete Unthätig-feit und drückende Abhängigkeit der Frauen. Die Mädchen wurden öffentlich verkauft, abgeschlossen gehalten und an keine nützliche Beschäftigung gewöhnt. An ein Familienleben in unserem Sinne ist daher bei diesen Völkern nicht zu denken.
Die ägyptischen Frauen. Etwas milder erscheint das Los
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§. 13, 1. Die Götter Griechenlands.
69
Er war der Sohn des Königs Tantalus aus Phrygien, der einst im Übermute den Göttern, die ihn zu sich geladen, Nektar und Ambrosia entwendet hatte, um sie den Menschen zu bringen, und dafür fluchbeladen in die Unterwelt verstoßen wurde (§. 13, 1). Pelops warb bei dem König Otto maus von Elis um die Hand seiner Tochter Hippodlmiaund erhielt sie nebst der Königswürde dadurch, daß er den König beim Wettkampf im Wagenlenken durch List besiegte. Pelops dehnte seine Herrschaft über Olympia und Arkadien aus, gründete das argivische Reich und verlieh der ganzen Halbinsel in der Folge den Namen Peloponnes. Aber der Fluch, der auf Tantalus lastete, ging auch auf seine Nachkommen über. Die Söhne des Pelops, Atreus und Thyestes bekämpften sich aufs heftigste. Atreus wurde der Vater des Agamemnon und Menelaos, der Helden des trojanischen Krieges (§. 14, 6); des Thyestes Sohn Ägisthos stiftete in dem Hause des Agamemnon großes Unheil (§. 14, 7).
§. 11 2)ie Migion, Mspieüß imrt Orakel tscr Sdedien.
1. Die Götter Griechenlands.
Obwohl Griechenland in viele von einander unabhängige Staaten zerfiel, so blieben doch seine Bewohner im Mutterlande und in der Fremde durch gemeinsame Sprache, Sitte, Bildung, Religion und Nationalspiele eng mit einander verbunben.
Wesen der Götter. Die Pelasger verehrten die Naturkräfte, welche mit ihrem Ackerbau in Beziehung stauben; durch die Hellenen würden diese Naturmächte zu freien geistigen und sittlichen Wesen erhoben. Diese Wesen haben nach bent Glauben der Griechen menschliche Gestalt und menschliche Bebürsnisse, sie genießen Göttertrank (Nektar) und Götterspeise (Ambrosia), sie besitzen alle Eigenschaften der Menschen, ihre Tugenben und Untugenden; aber alle Kräfte machen sich in stärkerem Grabe und erhöhter Wirkung bei ihnen geltenb. In unversiegbarer Jugenbkrast und Schönheit erfüllen die Götterwesen die ganze Welt; sie sirtb als unsterbliche Wesen dem Menschen nahe, greifen in die Gesetze der Natur und den Lauf des Menschenlebens ein, geben ihm Veranlassung zu segenbringender Anwendung seiner Kräfte und lohnen ein tugendhaft verbrachtes Dasein durch ein glückliches Fortleben der Seele nach dem Tode.
Aber auch den Göttern sind in ihrem Thun und Lassen Schranken gesetzt; sie stehen alle wieder unter einer zwingenden höheren
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76
Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum.
einem Altare verbrannt, die übrigen Stücke von den Teilnehmern bei dem sich anschließenden Festmahle verzehrt wurden.
Die griechischen Götterbilder sind der Ausdruck vollendeter Schönheit. Der Götterdienst der Griechen zeichnete sich durch Anmut und Heiterkeit aus; er erhob und erfreute das Herz und stand mit dem häuslichen und öffentlichen Leben der Griechen in engster Verbindung. So heilig die Opfer gehalten wurden, immer waren sie
mit fröhlichen Tänzen oder erheiternden Spielen, reichlichen Mahlzeiten und geistigen Genüssen verbunden. Kein wichtiges Geschäft
wurde ohne Opfer begonnen. Vor der Reise und nach der Rück-
kehr, bei der Geburt eines Kindes, bei der Genesung eines Kranken, bei Gerichtssitzungen, bei Friedensschlüssen, beim Auszug in das Feld, vor und nach der Schlacht, bei Spielen und Wettkämpfen durfte das gebührende Opfer nicht fehlen. Da gab es keinen bevorzugten Priester-stand: die Fürsten, Feldherrn und Ältesten des Volkes waren an
Tagen besonderer Feierlichkeiten die Priester, und auch die Frauen nahmen an dieser Ehre teil. Wenn das Fest einer Göttin feierlich begangen wurde, gebührte den Frauen der Vorrang.
Götterfeste. Viele Orte waren durch besondere Feste berühmt. Athen feierte alle vier Jahre sechs Tage lang das Fest der Schutzgöttin Athene durch dichterische und musikalische Aufführungen, durch Kampfspiele, zahlreiche Tieropfer und einen glänzenden Festzug von Männern und Frauen Athens zum Tempel der Göttin auf der Akropolis, wo ihr ein neues Gewand und andere Geschenke dargebracht wurden. In Eleusis war Demeter ein prächtiger Tempel geweiht, und das im Frühjahr und Herbst jährlich stattfindende eleusische Fest wurde von Griechen aus nah und fern besucht. Hier wurden alljährlich Jünglinge in das geheime Wissen der Priester eingeweiht und durch Vorführung der Leiden und Freuden der Demeter zu einer tieferen Auffassung des diesseitigen und jenseitigen Lebens angeleitet. Der heitere Charakter der Dionysosfeste, die an verschiedenen Orten gefeiert wurden, kam in begeisterten Gesängen (Dithyramben), heiteren Tänzen und fröhlichen Reigen zum Ausdruck.
Die Festspiele. Einen bedeutenden Einigungspunkt für sämtliche griechische Staaten gewährten die Festspiele, zu welchen die Griechen aus allen Gegenden, sogar aus Asien und Afrika, zusammen strömten. Diese Spiele zu Ehren der Götter waren die olympischen, isthmischen, pythischen und nemelfchen, unter welchen die olympischen den Vorrang hatten.
Die olympischen Spiele wurden zu Ehren des Zeus in
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Extrahierte Ortsnamen: Schutzgöttin_Athene Athens Asien Afrika
178
Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
Die Bildnerei (Plastik) befaßte sich zuerst mit der Darstellung der Götter, entweder in Form des freistehenden Rundbildes oder des Wandbildes in hocherhabener und flacherhabener Ausführung. Von dem Götterbild schritt die Plastik zur Darstellung des Menschenbildes: zum idealen Standbilde, dem das Portraitstandbild und der Bildniskopf folgten; die Tierform wurde ebenfalls künstlerisch behandelt.
Die frühesten plastischen Arbeiten waren rohe Holzbilder; später griff man zu Marmor und Erz, Elfenbein und Gold, in deren Bearbeitung die Plastik ihren Höhepunkt erreichte, sodaß nach Winckel-mann „edle Einfalt und stille Größe" aus den Bildwerken sprechen. Die Bildwerke, bei welchen zur Darstellung der Körperformen Elfenbein, zu Haar und Gewand Gold verwandt wurde, werden chrysele-santinische genannt.
Der Altmeister der Bildnerei ist der sagenhafte Dädalos von Kreta. Im 6. Jahrhundert entstanden nacheinander plastische Kunstschulen zu Sikyon und Argos, wo Ageladas ein berühmter Meister und Lehrer war. Besondere Bedeutung erlangte die Schule der Insel Ägina durch den Erzgießer Kation. Auch zu Athen verfertigten gleichzeitig Bildhauer Götterbilder in Holz, Elfenbein und Marmor, welche aber noch als herb, sehnig und scharf umrissen geschildert werden. Den Übergang zum Höhepunkt der Kunst macht der Erzbildner Myron von Eleutherä in Attika, der durch seinen Diskuswerfer (im Vatikan) und seine naturlebige Kuh berühmt geworden ist. Inmitten der Blütezeit steht Meister Phidias aus Athen um 450, dessen Athenebilder und Marmorschmuck des Parthenons auf der Akropolis (§. 21), wie seine Zeusstatue zu Olympia unerreicht blieben. Gleichzeitig wurde Polyklet in Argos, durch sein Goldelfenbeinbild der Hera, wie durch seine Athletensiguren, Jünglingsund Knabengestalten hochgeschätzt. In der Mitte des 4. Jahrhunderts ist die Schule in Athen abermals in Blüte. An der Spitze steht jetzt Skopas aus Paros, aus dessen Werken lebhafte Begeisterung und erhabene Schönheit spricht. Ihm wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Niobidengruppe zugeschrieben. Den Werken des etwas jüngeren Praxiteles aus Athen (um 340), der die Aphrodite von Knidus und den (in Olympia aufgefundenen) Hermes schuf, ist eine noch weichere Schwärmerei und zartere Sinnlichkeit eigen. An diese Meister reiht sich eine große Schar anderer trefflicher Bildner an. Im Peloponnes wirken der Jsthmier Euphranor (340), sowie L y s i p p o s von Sikyon (330), der durch Athletenbilder und lebenswahre Portraitbilder berühmt war. Sein Schüler Chares von
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§. 29, 1. Die Kultur der Griechen. Kunst und Wissenschaft. 181
Vaterlandsliebe, Seelenstärke und Götterfurcht. Auch von Sophokles (496—406), der über 100 Dramen verfaßt hat und einen dritten Schauspieler einführte, sind sieben Tragödien erhalten: der König Ödipus, Ödipus auf Kolonos, Antigone, welche sich mit dem Schicksale des Ödipus und seiner Familie beschäftigen, Elektra, Ajax, Philoktetes und die Trach inier in nen. Sie sind ein Muster der Schönheit und Vollendung und kennzeichnen die Bildung und geistreiche Geselligkeit des perif letschen Zeitalters, sodaß noch jetzt mehrere von ihnen zur Aufführung kommen. Unter den 19 Stücken des Euripides (480—406), welche uns erhalten sind, verdient die Medea den Vorzug; es gehören ferner dazu: Andro-mache, Iphigenie in Aulis, Iphigenie bei den Tauriern, die Phönizierinnen u. a. Euripides gehört der sophistischen Aufklärung seiner verweichlichten Zeit an; er sucht zu unterhalten statt zu erbauen und ersetzt die schöpferische Kraft und das wahre Gefühl ferner Vorgänger durch Empfindsamkeit und eine glatte, zierliche Sprache, sodaß mit ihm schon der Niedergang der dramatischen Kunst beginnt.
Ein Zeitgenosse des Euripides ist der Lustspiel- oder Komödien-dichter Aristvphanes (452—388) von Athen, welcher in seinen Stücken die Thorheiten der Zeit unbarmherzig geißelt und die angesehensten Personen, wie Perikles, Kleon, Sokrates re. nicht verschont. So verspottet er in den „Fröschen" den Euripides, in den „Wolken" die Sophisten in der Person des Sokrates, in den „Rittern" den Gerber Kleon. 11 Stücke von ihm sind uns erhalten.
Auch in der Prosa sind uns die Griechen Muster. Ihre 3 Geschichtschreiber Herodot, Thukydides und Tenophon sind uns in ihren Werken Lehrer und Vorbilder geblieben. Herodot aus Halikarnaß (444) ist der Vater der Geschichtschreibung. Er beschrieb in 9 Büchern, welche er nach den 9 Musen benennt, die Kämpfe der Griechen mit den Persern und beurkundet ein ausgezeichnetes Erzählertalent. Er fügt feiner Darstellung auch die ältere Geschichte der morgenländischen und griechischen Völker ein und berichtet, da er den Erzählungen der Priester folgt, manches Fabelhafte. Auf seinen großen Reisen hatte er die meisten Länder, deren Geschichte er mitteilt, durch eigene Anschauung kennen gelernt. Seine Geschichtsbücher feuerten Thukydides (470—402) von Athen zur Nacheiferung an. Zur Zeit der Schlacht bei Amphlpolis (422) wegen verspäteter Ankunft verbannt, widmete er die Jahre seines Exils der Abfassung der Geschichte des peloponnesischen Krieges, welche er mit dem 21. Jahre des Krieges abschließt. Sein Werk verrät tiefen
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